PSYCHE UND FILM - Themenreihe: Banalität des Bösen - Der Schatten der Deutschen
Aus einem deutschen Leben (1977)In Zusammenarbeit mit der C.G. Jung-Gesellschaft e.V. und dfk*films
Dienstag 31. Mai um 20.30 Uhr Moderation: Edith Rosin | Referent*in: Donat Keusch * Gabriele Sindler Deutschland 1977 Drehbuch und Regie: Theodor Kotulla mit Götz George, Kurt Hübner, Elisabeth Schwarz, Hans Korte, Matthias Fuchs 145 min. Prädikat "besonders wertvoll" Deutscher Filmpreis 1978: Filmband in Silber Basierend auf der Biografie von Rudolf Höß, dem berüchtigten Kommandanten des KZs Auschwitz, erzählt der Film die fiktive Lebensgeschichte des Franz Lang. Bereits im Ersten Weltkrieg führt er als Soldat gewissenhaft seine Befehle aus. Auch im zivilen Leben gehört Lang zu jener Sorte Mensch, für die der Auftrag eines Vorgesetzten ohne wenn und aber durchzuführen ist. Nach der Machtergreifung der Nazis erkennen die Militärs sehr schnell, dass sie in Lang einen idealen Schergen vor sich haben: Er hinterfragt nicht, er gehorcht, was immer man ihm befiehlt. So steigt er zum Lagerkommandanten von Auschwitz auf. In diesem KZ wurden Millionen von Menschen, vor allem Juden, ermordet – für Lang keine moralische Frage, sondern die simple Ausführung eines Befehls. www.filmportal.de Der Lebensweg des Auschwitzkommandanten Rudolf Höß, einzigartig verkörpert von Götz George. AUS EINEM DEUTSCHEN LEBEN basiert auf dem Roman "Der Tod ist mein Beruf" des Franzosen Robert Merle, der auf zahlreiche Dokumente zurückgreifen konnte, weil Höß trotz falscher Papiere, die ihn als Franz Lang auswiesen, lebendig verhaftet wurde und bereitwillig Auskunft gab. Er sah sich als Befehlsempfänger und stellt damit das Musterbeispiel eines hochrangigen Schreibtischtäters des Naziregimes dar. Kotullas Spielfilm aus dem Jahr 1977 spürt dem Werdegang seines Franz Lang genannten Protagonisten nach. AUS EINEM DEUTSCHEN LEBEN verzichtet auf eine ausgeprägte Inszenierung, die immer auch eine Wertung wäre. Ohne musikalische Untermalung schildert der Film in vierzehn Kapiteln die wichtigsten Lebensereignisse von Franz Lang. Mit seinem wertungsfreien Ansatz gibt Kotulla dem Publikum die Gelegenheit zur besonnenen Reflexion: An welchem Punkt seiner „Karriere“ hätte Lang aus diesem System aussteigen können? Langs Werdegang wirkt geradezu unspektakulär und geradlinig, der von ihm organisierte Völkermord unabwendbar. AUS EINEM DEUTSCHEN LEBEN gelingt es, das Wesen eines autoritären Systems zu verdeutlichen und die Mutlosigkeit des Einzelnen zu dokumentieren. Eine seltene Gelegenheit, dieses herausragende, leider mehr denn je aktuelle Filmwerk im Kino zu sehen und zu diskutieren. Zu den Personen: Edith Rosin Studium der Psychologie an der FU Berlin, Ausbildung zur Analytikerin am C.G. Jung-Institut Berlin, Arbeit in eigener Praxis seit 1996. Seit 2012 Dozentin für Aktive Imagination bei den Lindauer Psychotherapietagen. Donat Keusch studierte Psychologie und Publizistik. Erfahrung im Film-Verleih, Weltvertrieb, Produktion, Drehbuch und als Lehrer. Erfolgreichster Film: »YOL – Der Weg« (Goldene Palme). Seit 30 Jahren Tätigkeit als Drehbuchanalytiker/-berater/-schreiber unter Pseudonym oder ungenannt. Motto: »Das Drehbuch ist der Film!« Gabriele Sindler Politologin | Drehbuchexpertin | Dozentin |