Zum Thema: Mann-Sein und männliche Psyche
Der Mann, der die Welt assSamstag 28. Mai um 16.00 Uhr Zu Gast: das Team um Regisseur Johannes Suhm und Kameramann Tobias Kaufmann Deutschland 2020 Regie: Johannes Suhm Co-Regie: Lena Lessing Drehbuch: Nis Momme-Stockmann Kamera: Tobias Kaufmann Produzenten: Johannes Suhm, Tobias Kaurfmann mit Johannes Suhm, Hannes Hellmann, Maja Schöne, Konrad Singer, Max Mauff, Michael Goldberg 80 min Dieser Mann ist ein Desaster: verantwortungslos, aggressiv, gierig und narzisstisch. Seine Frau mit den gemeinsamen Kindern hat er verlassen, den Unterhalt zahlt er unregelmäßig. Den kranken Bruder hält er auf Distanz und sein bester Freund taugt allenfalls noch als Punching Ball und billiger Kreditgeber. Sogar den erfolgreichen Job hat er geschmissen, um sich selbstständig zu machen, um "endlich frei zu sein". Er fühlt sich gefangen und zerstört seine Beziehungen und alles, was er hatte. Wie und warum er sich so fühlt, darüber spricht er nicht: Ist er depressiv, ist es eine Midlife-Crisis, vielleicht ein Burnout? Als dann sein dement werdender Vater Hilfe benötigt und er ihn zu sich ziehen lässt, bricht ein Generationenkonflikt auf, der sichtbar macht, wie missverständlich und hilflos diese Vater-Sohn Beziehung war und ist. Die Geschichte – eine Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Nis Momme Stockmann – erzählt von männlicher Hybris, verdrängten Gefühlen, unbewussten Depressionen und dem harten Kampf um Erfolg. Quelle: 54. Internationale Hofer Filmtage 2020 Der Film wurde ohne Förderung mit einem sehr kleinen Team und mit nur minimalen finanziellen Mitteln produziert – ein echter „Independent Film“. Es wurden jeweils nur wenige Drehtage in Folge abgeschlossen. Die Dreharbeiten erstreckten sich so über einen Zeitraum von 12 Monaten im Jahr 2019, was für die Produktion eines Filmes ungewöhnlich ist. Das gab dem Team jedoch die Möglichkeit, Szenen in der Vorbereitung über einen langen Zeitraum ohne Druck zu erarbeiten und ‚reifen‘ zu lassen. Statement des Regisseurs: Warum bin ich ein Mann? Warum fühlt sich das Leben in seiner Mitte plötzlich taub an? Es ist doch alles da. Wirkliche Armut gibt es nicht in Deutschland. Im Gegenteil. Oder doch? Wie sieht ein perfektes Leben aus? Will ich zu viel, bin ich zu gierig? Warum kann ich nicht fühlen, was ich fühle? Warum kann ich nicht im Verhältnis dazu sprechen, was ich fühle? Woher kommt diese Scham? Was ist Scham und Schuldgefühl? Spüre ich meine eigene Angst? Wer genau ist denn mein Vater? Warum sind meine Gedanken so oft bei ihm, auch wenn mein Verstand sagt, dass er als Vorbild nicht taugt? Die Kraft des Vaters in der Psyche von Männern ist von großer Bedeutung und diesen meist nicht bewusst. Meine Generation und ich wurden von Eltern erzogen, die die Härte und Traumata des frühen 20. Jahrhunderts erfuhren und uns ein Leben in Wohlstand und Glück bieten wollten. Die Erzählung meiner Kindheit war Frieden und Geborgenheit. War es das wirklich? Was ist geschehen? Warum ist dieser Wohlstand heute so taub und schmerzhaft? Vielleicht ist es die Aufgabe eines Erwachsenen, irgendwann stehen zu bleiben und zu schauen, wer er ist. |